Hier schreiben wir keine Gedichte

sondern Schrott, blog, non, sense, alles was alles tut außer sich zu reimen.

sagten sie, und hielten sich nicht dran 😌

voegel. 18.04.2022

mit kleinen federwölbungen. die kopie eines vogels anzufertigen, den ein kleines mädchen auf ein blatt papier gezeichnet hat, gestaltet sich als ungleich schwierigere arbeit, als die kopie eines als meisterwerk betitelten bildes eines jeden renommierten künstlers. die ruhe und bestimmtheit im vorsichtigen strich, die farbgebung, der gesichtsausdruck: all dies ist so einmalig, dass die möglichkeit es zu kopieren verschwindet. welche möglichkeit bietet sich also, die zeichnung in ein großes gemeinschaftswerk einzupflegen? reicht es, die essenz der idee, einen vogel, mit in die gestaltung aufzunehmen? wohl kaum.
viel mehr scheint der richtige weg über das einlassen auf den modus im moment des zeichnens zu liegen: sich zeit lassen. vorsichtig und bestimmt und ehrlich zugleich vorzugehen. sich ganz auf den moment des zeichnens zu fokussieren. die gefühle des gezeichneten zu kennen und in einem simplen kreis der pupille, einer ovalen linie des auges und einem strich in der mitte des schnabels zu transportieren.

was entsteht wird eigenständig sein – inspiriert von der zeichnung und technik des kleinen mädchens. echt und echtes transferierend.

inspiration.

Goldene_Nacht_automatique_30.03.2022

Nächte. Ich schlag mir um die Ohren was nicht niet und nicht nagel. Nagel mich durch die Nächte. Hämmernde Bässe, zuckende Blässe. Stirnfeuchte Nässe, Hände die ich presse. Vergesse mich, ich bitte dich. Vergissmeinicht wie sommerlich das Wetter bald da drauße is. Nu reime ich, das geht doch nicht.

Dies ist hier nicht der Ort zum Reimen!

Lass das Reimen tunlichst bleiben!

Oder lass gleich ganz das Schreiben!

Sein.

02.03.2022

Krieg.
Ein Wort, deren Eingabe wir uns verweigern. Ein Wort, kurz und krum. Ein Wort, das das Denken nicht braucht, ein Wort, das von unten aufstößt. Ein Wort, das so klein und alt und scheiße ist. Ein Wort, das sich Europa auf Abstand hielt. Ein Wort, das mit aller Macht in all unsere Köpfe kracht und platzt. Ein Wort, aus dem Blut fließt, Blut unzähliger Individuen. Ein Wort, aus dem Millionen bittere Schreie dringen, ein Wort, aus dem es dick qualmt und donnernd knallt. Ein Wort, dessen Nicht-Sinn Millionen in die Flucht treibt. Ein Wort voll Tod und Leid.

In tiefer Trauer um alle, die ihr Leben verloren haben.

In schmerzenden Gedanken bei allen, die ihre Liebsten, ihr Zuhause verloren haben.

In verzweifelter Hoffnung, dass niemand weiteres folgen wird.

In lauter Bitte um Frieden für alle.

Grrrrfüffzehneelfeeinunzwanzichumsechsuhrrrsiebsen

GuMo TachAuch Mooiin Na.

Morgenroutinen.

  1. Müde sein
  2. Bleierne Schnodderbrocken drücken von innen on the soft skin of my forehead
  3. N Kaffeeee aufbrühen
  4. Rauchen
  5. Öhm
  6. Grimasse machen
  7. N Kaffeee austrinken
  8. Aufs Klo
  9. Schuhe und Jacke anziehen
  10. Und los

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich in Klamotten gepennt habe.

exfernungen. 13.11.2021

Da kam plötzlich eine Pandemie um die Ecke. Im Frühjahr 2020 stand sie unvermittelt vor der Tür, dabei war sie doch eben noch so weit weg gewesen. Nun aber war sie da. Vor der Tür und klingelte. Erst einmal, zaghaft, nahm ich kaum wahr, dachte mir was ein Geräusch, immer noch fern und leise leise leise. Doch sie klingelte wieder und wieder, mit mehr Nachdruck mit kürzeren Pausen, sie klingelte Sturm, sie klingelte permanent, penetrant, aus DiiiiiiiiiiiiiiiingDoooooooooong wurde, die BPM exponentiell nach oben drückend, ein rasendes DIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIODIDODIODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODODIDOIDODOIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDODIDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD

ich machte auf.

Seitdem ist sie da. An jedem Tag. Und vor allem am Anfang, da war sie so fordernd. Brauchte soviel Platz, dass kein Platz mehr für Kontakt zu anderen da war. Soviel Platz, dass ich die Tür für andere verschließen sollte, dann musste, dann wollte. Allein die Pandemie war da. Doch die Pandemie erzählt keine Witze. Die Pandemie schreibt keine Gedichte. Die Pandemie säuft sich keinen an und zieht mit mir um die Häuser. Die Pandemie ist eine bleierne Königin, die auf meinen Schultern sitzt und doch ihre Ländereien nicht sehen will, sondern einfach nur sitzen will, schwer sein will und das auf mir und das mit mir, die will, dass ich schwer bin und still bin und ertrage.

Und ich ertrug und war auch gewillt zu ertragen. Ich erkundete das Schwersein, langsam und aufmerksam. Stunden, Tage, Wochen lang. Bis ich merkte, dass da nichts mehr kommen kann. Da war ich platt. Regungslos an den Boden geschmiegt wie ein Blatt Papier in einem Vakuum.

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Die Pandemie hatte mich erdrückt. An Regung war nicht zu denken, zuviel Gewicht auf mir, zu wenig Kraft in mir, zu wenig Spannung in Papier.

Mit der Zeit sammelte sich Staub auf mir.

Viel Staub.

Der türmte sich auf und auf und auf und nach und nach durch Druck und Staub entstand ein neues Ich.

Dieses Pandemie-Ich aus Staub und Druck lernte sich selber kennen. Betastete das Gesicht, die Arme, den Bauch. Machte einen schweren langsamen Schritt. Drückte sich Richtung Tisch. Nahm sich einen Stuhl. Drückte sich hinein. Und saß. Und sitzt.

Es gibt viel zu entdecken als neues Ich. Die neue Perspektive ist eine Chance und blaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa

Kurz gesagt: Es reichte mir nicht!

Und so drehte ich den Kegel um. Statt Spitze an Auge und breite Seite Welt, galt nun Spitze auf Bildschirm und breite Seite Selbst. Und sobald sich dieses schwarze Bildschirmloch erhellt, spiegelte sich der Kegel: Selbst > Bildschirm < Welt.

Was dann geschah ist klar: Online-Atelier, Online-Workshop, Online-Kneipe, Online-Poetomat.

Das Ganze begann vor anderthalb Jahren. Immer wieder drehten sich die Kegel um. Breit in die Welt, eng in den Bildschirm und wieder von vorn. Heute drückt die vierte Pandemie-Tsunamiewelle die Welt wieder in den Bildschirm. Und Pandemie-ich sitze davor. Und Pandemie-du sitzt davor. Ich schreibe, du liest. Du wirst schreiben, ich werde lesen. Und so weiter und wieder von vorn.

><

Faulheit. 14.03.2021

irgendwie fühle ich mich anders. so verändert obwohl ich gar keine lust hatte mich zu verändern. warum soll ich auch? ich liege lieber faul auf der haut herum, sodass sie ganz fürchterliche falten wirft und ich mir noch fauler vorkomme, weil ich doch mal sport treiben sollte, aber stattdessen liege ich nur noch länger faul herum, mit einem schlechten gewissen welches ich durch frustessen wieder gerade richten will-

und so bewege ich mich, obwohl ich faul bin, in einem kreislauf, aus dem ich nicht entkomme.

jeder tag ist eine qual. die gleiche routine, auf und ab, faulheit siegt über noch größere faulheit und ich fresse die frust meiner faulheit in mich hinein.

bis eines tages die faulheit meinen kiefer sperrt; zu viel, zu voll.

die faulheit stinkt ganz schrecklich, brennt in meinen augen bis sie sich nach hinten drehen und perlweiß hervorstechen wie schnee im sonnenlicht.

und so bewege ich in mich, obwohl ich faul bin, entgegen meiner eigenen faulheit .

Trägheit. 09.02.2021.

heute wie gestern wie vorgestern wie den tag davor und bitte nicht wie morgen bin ich träge. draußen ist es grau drinnen bin ich träge. draußen das geräusch von wellen die auf flachen felsen vor der steilen küste brechen und drinnen bin ich träge.

N. meinte einst, es gäbe so etwas wie unviversell träge tage und ich habe das gefühl einen oder fünf solcher tage durchleben wir gerade und so sitze ich hier träge und denke an alle menschen die jetzt auch gerade träge irgendwo sitzen und hoffe dass dem auch so ist denn die trägheit der anderen lässt mich die meine akzeptieren und mich einlullen in all das träge dasein und ich will nichts tun außer lesen während ich dies hier schreibe und so lasse ich auch dieses schreiben sein und verzieh mich mit einem büchlein ins bettlein und bleibe noch eine zeitlang liegen und kuschel mit meiner

trägheit.

Glückspiel. 31.01.2021.

der poetomat ist eine künstlerische performance. und er ist ein spiel. ein glückspiel. der poetomat ist glückspielautomat. jedoch nicht mit so einer beschissenen quote wie in der spielo. oder bei sportwetten. auch keine eins zu einhundertschießmichtotmillionenpaarhunderttausendundx gewinnwahrscheinlichkeit wie beim lotto. sondern: mit hundertprozentiger wahrscheinlichkeit vervielfacht sich dein einsatz. aus eingegebenem geldbetrag wird individuelles frisch erdachtes und auf papier getupftes gedicht. unbezahlbar. nahezu hundert prozent beträgt die wahrscheinlichkeit, dass dir das gedicht gefällt. dem liegt keine wissenschaftliche forschung zugrunde. doch aus direkten reaktionen haben wir bis heute erst einmal abneigung gehört. bei hunderten gedichten. die wahrscheinlichkeit läuft gegen einhundert von einhundert. ca achtzig prozent beträgt die beobachtetete wahrscheinlichkeit, dass du über das gedicht lachst. neunzig prozent, dass du drüber nachdenkst, zwanzig prozent, dass du grübelst. hundert prozent, dass es eine reaktion bei dir hervorruft. es spricht nicht viel dagegen, dieses spiel zu spielen, die wette einzugehen, alles auf rot zu setzen. alles auf rot setzen, dass tust nicht nur du als potentielle*r themengeber*in des gedichtes sondern auch ich als gedichtschreibender. du gibst dein wort ein, ich habe keine zeit und schreib und schreib. die erste idee muss die richtige sein, ich muss alles auf sie setzen, sie soweit nach vorne treiben wie möglich, es soll sich reimen und es wird sich reimen und es wird mit fast hundertprozentiger wahrscheinlichkeit am ende ein spannendes gedicht sein, wenn ich alles auf den ersten impuls setze und ihm radikal folge. deshalb, auch wenn ich kein groupier, sondern mitspieler bin, sage ich dir:

faites vous jeux….rien ne vas plus….tous gangent! merci pour votre confiance.

3001.2021

ich kaue fingernägel, denn ich liebe den sound den sie machen, wenn sie zwischen meinen zähnen knacken und knartschend bröslend zermatschen. doch ich hasse das gefühl dass sich einstellt wenn ich an diese eine empfindliche nerven-liegen-blank-stelle an meinem linken schneidezahn komme. ich hasse das gefühl.
nachdem t. mir aus versehen mein bier von unten gegen diesen verdammt großen Schneidezahn gehauen hatte, fehlte das erste stückchen. das zweite stückchen, dünne schmelzschicht direkt vor nerv, habe ich vor einigen jahren auf einem punkkonzert eingebüsst. wollte wieder bier trinken und trotzdem pogen und jetzt kann ich kaum in ruhe fingernägel kauen, seit fünf jahren habe ich angst vor’m hingeben in die fingernagelkau-wonne. und doch ist die lust größer als der verstand immer überall und so auch hier in diesem fall und deshalb:

knack, au, brösel, knartsch.

selber tag29012021

ich sitze hier auf meinem drehstuhl, mit wollsocken an den füßen. kleine kalte flocken fallen vom himmel und hinterlassen eine weiche weiße decke auf dem boden. ich will mich hineinkuscheln. mich darin wälzen und vor zufriedenheit seufzen. doch stattdessen schreit das grelle display meines laptops mir entgegen: ERROR.

gelähmt starre ich in das weiß. meine netzhaut verbrennt unter jeder minute ein bisschen mehr. so grell. so laut.
ERROR.

ich sitze hier auf meinem drehstuhl, mit wollsocken an den füßen und wünsche mir, bei 18 grad in das warme weiche licht des sonnenuntergangs zu blicken.

Der Tag danach29012021

Die Worte sind da. 31 für den Januar. Drei Namen auf Etsy. Ich schreibe Gedichte am Fließband, ich schreibe meine Gedichte auf die Staudammmauer meiner Schreibblockade bis sie unter dem Druck meiner Gedichte zerbricht in tausend Teile bunt beschmierte Bruchstücke rotzig hingeschmierter Poesie-Graffito.
Heute morgen vor dem Sonnenaufgang waren es 18 Grad und ich hänge hier um 10 Uhr wie mein kleiner Bauch über den speckigen alten Ledergürtel, der zwar nicht mehr gut aussieht, mir jedoch über die Jahr(zehnt)e in hungrigen Phasen jetzt zu eng sitzende Hosen über meinem schneeweißen Hintern zusammenschnürrte und es war und ist mir immer lieber meinen speckigen alten Gürtel als meinen schneeweißen knackigen Hintern in der Welt herumzuzeigen.
So sitz ich hier lethargisch nach morgendlicher Bettgeschichte, von niedriger gelegenen Körperteilen bahnt sich der Geruch von verbranntem und plötzlich in Schweiß getränktem den Weg in meine spitze Nase, und kehre zurück zu dem letzten angefangenen Gedichtfetzen des Morgens:

Klostein.

Heute28012021

Aufregung. Sie zittert mir die Arme hoch. Brrrrrrrrt. Sie zittert mir in den Nacken hinein. Bzzzzzzt. Sie zittert in den Windungen meines Gehirns herum. Wzzzzzschbr.

Warum bin ich so aufgeregt. Hunger. Flauer Hunger kratzt über meine Magenwände wie ein durchgerockter Küchenschwamm. Zehntausend Töpfe auf dem Buckel. Zum Durchfassen zerputzt. Ich mache das schon ein paar Jahre. Und bin trotzdem immer wieder aufgeregt.

Einfaches Schema: Aufregung. Performance. Freude. Bricht. Sich. Bahn.
Kein gutes Schema: Gleichgültigkeit. Deshalb:

zittert.

ZWEITAUSENDEINUNDZWANZIG JAHRE NACH JESÚS X, DEN 27.01.

ich reime nicht auf spanisch. nicht aus prinzip sondern weil ich prinzipiell nicht genügend palabras auf español kann. um dieses ñ machen yu kñnnen habe ich mir extra mhsam eine spanische tastaur installiert mit der man auf deutsch dann so lustige s´tye wie diesen schreiben kann. ich schalte wieder yurck.

back in german mode. leise plätschert mir das meer von der seite ins ohr. ich habe mich vorsichtshalber reingesetzt, da meine sonnencreme alle ist. morgen sehen wir uns alle im fernsehen. ich bin schon gespannt und möchte nicht so rot rüberkommen. weil es hier so verdammt heiß ist. im januar, malakas.

gebt mir worte, ich schreibe gedichte dazu. gebt mir worte. ich bin hungrig nach ihnen. gebt mir worte ich warte, erwarte worte von euch gegen meinen worthunger. gr. hungr. hngr. hngrg. ch bn hngrg.

guten appetit.

30.01.20202020

an der wand im atelier trocknen seitenwände, an meinen armen trocknen farbenhände, in meiner raucherlunge kratzt der lack risse in den teer, hamburg hat einen späten unlüftbaren-nieselregen-kurzwinter bekommen. spät spät spät und dennoch grau und dennoch lethargisch schwer bleiern wiegend.

der poetomat möbelt sich auf, ein schickes neues unzerstörbares gewand, leicht wie eine feder massiv wie ein findling 2 meter breit, genauso hoch und einen halben meter weniger tief, triefend dunsten chemikalische in umweltfragen fragwürdige baumarkt-grundierungen das atelier und den flur, die küche und das wohnzimmer, das schlafzimmer, abort und abstellort voll. jetzt noch bohren hämmern schrauben stecken und zack:

alles voller gedichte.